Es roch nach cemento de contacto (Kleber) als ich das Zimmer der Jungs in dem casa familia Quinta betrat. Auch die Wochenendvertretung bemerkte dies sofort. Es war offensichtlich dass einer der Jungen diesen zum schnueffeln benutzt hattte, dennoch hielt ich es fuer angebrachter diesen Fall den Erziehern zu ueberlassen.
Er konnte nicht schlafen, ging ohne zu essen ins Bett und meldete sich dann dreimal bei der Vertretung, dass er bei dem starken Gestank den sein eigener Kleber verursachte nicht schlafen koenne. Gefaehrdend ebenfalls war dies fuer die anderen Kids die im gleichen Zimmer lagen, denn die Konzentration in der Luft war sehr hoch!
Die Educadoren hatten die Schluessel vergessen und als sie das Haus erneut betraten fuehrte sie der Geruch direkt ins Jungen Zimmer.
Nach kurzer Suche fand der Educador eine Flasche mit dem Kleber, versteckt unter einem Waescheberg.
Schon hier wurde jedem klar, dass es nur R. sein konnte:
Zur Rede gestellt und mit viel Einfuehlungsvermoegen gab er es dann schliesslich zu, dennoch keinerlei Einsicht und Vernunft in Sicht.
Ein grosser Schmerz ist in die Gesichter der Educadoren geschrieben, seit 2 Jahren lebte R. in der Quinta mit ihnen, sie gaben ihm alles was sie konnten, Liebe, Zuneigung, Vertrauen und nicht selbstverstaendliche Geschenke.
Und nun, mit einer einzigen Aktion wurde alles dem Erdboden gleichgemacht, die wirklichen Motive kennt bis heute keiner, R. war ein ehemaliges Strassenkind, eines der vielen die in Ibarra besonders gegen Abend in den Strassen durch Jonglieren, Verkaufen von Kleinigkeiten oder Diebstahl etwas Geld zum Ueberleben zusammenraffen.
Die Fundación gab R. eine Chance, die Familie in der Quinta war sein Zuhause und Ausweg aus der Misere ohne Zukunft, doch was nun geschehen wird ist ungewiss..
Ein paar Tage spaeter laeufft er von der Quinta fort, gesellt sich mit anderen Strassenkindern.
Die Fundación und die Erzieher suchen und finden ihn, doch er will nicht zurueck.
Irgendetwas muss geschehen sein, manchmal ist das regellose und freie Leben der Strasse verlockender als das der Familie, mit Regeln, Aufgaben und Schule.
Besonders tragisch ist es wie schon erwaehnt fuer die Erzieher, denn diese sehen in all ihrer Zeit, Liebe und Anstrengung, die sie investiert haben nichts als ein tragisches Ende ohne positiven Ausgang und in einer Form die schmerzhafter nicht haette sein koennen.